Die Bevölkerung Deutschlands wird nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes bis zum Jahr 2050 von derzeit 80 Millionen Einwohnern auf etwa 73 Millionen zurückgehen. Das sind ca. 12,5 Prozent der Einwohner. Diese Entwicklung setzte deutschlandweit bereits im Jahre 2008 ein. Besonders betroffen von diesem Bevölkerungsrückgang sind Gebiete im Osten Deutschlands, aber auch Teile des Sauerlandes und der Eifel.
Und auch die Gemeinde Lippetal bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. So verliert die Gemeinde pro Jahr ca. 100 Bürgerinnen und Bürger. Zum einen sterben mehr Einwohner, als neue Lippetalerinnen und Lippetaler geboren werden und zum anderen ziehen jährlich mehr Bürger weg, als sich neue Einwohner in Lippetal anmelden.
Die letzte Aussage ist umso bemerkenswerter, da wir in Lippetal ständig neue Baugebiete ausweisen. In den letzten Jahren haben wir in allen größeren Ortsteilen neue Baugebiete ausgewiesen. Auch in Oestinghausen soll nun auf Antrag der SPD-Fraktion ein weiteres Baugebiet am nördlichen Ortsrand erschlossen werden, nachdem die Grundstücke im Oestinghauser Baugebiet Berghecke schnell veräußert waren.
Bevölkerungsrückgang in einem Dorf bedeutet nicht nur, dass Häuser leer stehen und verfallen, sondern auch dass die Infrastruktur Lippetals von immer weniger Menschen finanziert werden muss.
So gibt es zum Beispiel bei der Abwasserentsorgung erhebliche Kosten jährlich, die unabhängig von der Menge des verbrauchten Wassers entstehen und von den angeschlossenen Haushalten bezahlt werden müssen. Je weniger Haushalte angschlossen sind, desto teurer wird die Abwasserentsorgung für die Lippetaler. Gleiches gilt für die Abfallentsorgung. Und auch die Landeszuschüsse hängen an den Einwohnerzahlen und werden bei zurückgehender Bevölkerung sinken.
Nicht zuletzt benötigen auch die Einzelhändler einen bestimmten Mindestumsatz, um ihren Betrieb rentabel zu gestalten. Zurückgehende Einwohnerzahlen könnten auch hier zur Schließung von Geschäften führen.
Ziel unserer Politik muss es somit sein, möglichst viele unserer Einwohner in Lippetal zu halten und möglichst vielen jungen Familien attraktive Lebensumstände anzubieten. Die Gemeinde hält ausreichend Plätze für die Kinderbetreuung vor und mit unserer Gemeinschaftsschule haben wir eine optimale weiterführende Schulform. Lediglich bei unserern Grundschulen sehen wir noch Verbesserungsbedarf in der nachmittäglichen Betreuung.
Ein Vorteil gegenüber den umliegenden Städten sind die günstigen Baulandpreise. Lippetaler finden im Entfernungsbereich von maximal einer Stunde in den umliegenden Städten Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten. Eine Perspektive für zukünftige Arbeitsplätze bietet hoffentlich auch das von uns geforderte Industriegebiet an der Autobahn.
Außerdem brauchen wir aber auch gute Angebote für Freizeit und Kultur. Die Identität unserer Ortsteile müssen wir erhalten. Dabei können wir auf unsere zahlreichen Vereine in den Ortsteilen bauen.
Auch die Mobilität für alle Bevölkerungsgruppen in unserer Gemeinde muss erhalten und verbessert werden. Schülerverkehr und öffentlicher Verkehr können – wo es möglich und sinnvoll ist – gekoppelt werden; Car-Sharing oder Bürgerbus wären weitere Möglichkeiten.
Leistungsfähige digitale Kommunika-tionsmöglichkeiten (Breitband für alle!) für private und berufliche Zwecke können Arbeitsplätze in den Ortsteilen entstehen lassen. Und nicht zuletzt müssen wir unsere Angebote auch in Hinblick auf die immer älter werdende Bevölkerungsstruktur überdenken, damit ältere Menschen im Alter ihren Wohnsitz in der Gemeinde behalten können.
Mit unseren Anstrengungen stehen wir allerdings im Wettbewerb mit den umliegenden Städten und Gemeinden, die ebenfalls aus den gleichen Gründen alles unternehmen, um ihre Bevölkerungszahl mindestens zu halten. Es kommt nun auf die Politiker an, rechtzeitig die richtigen Weichen zu stellen!